Fachtag für die Suchtselbsthilfe 2024
Teillegalisierung Cannabis – was verändert sich für die Suchtselbsthilfe?
Seit dem 01.04.2024 ist der Konsum und Besitz von Cannabis unter Einhaltung bestimmter Voraussetzungen in Deutschland legal. Aber bedeutet eine „einfachere“ Verfügbarkeit auch gleich eine höhere Anzahl an von Cannabis abhängigen Menschen? Auf welche möglichen Veränderungen muss sich die Suchtselbsthilfe einstellen? Und wie verändert sich der Umgang in den Suchtselbsthilfegruppen, wenn Menschen mit Cannabiskonsumproblemen Kontakt suchen? Um die Klärung dieser und weiterer Fragen ging es beim diesjährigen Fachtag für die Suchtselbsthilfe der LS-LSA, am 15. November 2024 im Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung.
Unter dem Titel „Cannabis-Teillegalisierung in Deutschland – Was verändert sich für die Suchtselbsthilfe?“ wurden die möglichen Auswirkungen der Cannabis-Teillegalisierung auf die Suchtselbsthilfe in den Blick genommen und neue Perspektiven geschaffen.
Referent:innen und Inhalte
Nach einer Begrüßung durch Reinhard Bürger (Sprecher Facharbeitskreis Suchtselbsthilfe LS-LSA) und Helga Meeßen-Hühne (Leiterin LS-LSA) eröffnete Robert Richard, Leiter der Abteilung Soziales und Arbeitsschutz des Ministeriums für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung LSA, mit einem Grußwort die Veranstaltung.
Im ersten Vortrag des Tages beleuchtete Dietmar Kemmann, leitender Psychologe der Suchtrehabilitationsklinik des Diakonie-Krankenhauses Harz, die gesellschaftlichen und suchtbezogenen Herausforderungen der Cannabis-Teillegalisierung. Anschließend widmete sich Dipl.-Med. Peter Jeschke, Facharzt für Neurologie und Psychiatrie sowie Vorsitzender der Ostdeutschen Arbeitsgemeinschaft Suchtmedizin e.V., den psychischen und physiologischen Auswirkungen von Cannabis- und Mischkonsum.
Workshops und Ergebnisse
Am Nachmittag fanden zwei parallele Workshops statt:
- „Cannabiskonsum in der Alkoholabstinenz“, moderiert von Dipl.-Med. Peter Jeschke und Dietmar Kemmann, thematisierte die Herausforderungen, die Cannabiskonsum für Personen in alkoholabstinenten Suchtselbsthilfegruppen darstellen kann.
- „Umgang mit Cannabis-Konsumierenden in den Suchtselbsthilfegruppen“, moderiert von Daniel Laqua (Blaues Kreuz Deutschland) und Kathrin Jäger (Suchtkoordinatorin der Stadt Halle), erarbeitete praktische Handlungsansätze für die Arbeit mit betroffenen Gruppenmitgliedern bzw. in gemischten Gruppen.
Die Ergebnisse der Workshops wurden im Plenum präsentiert und zeigten auf, dass die Teillegalisierung von Cannabis sowohl neue Chancen als auch Herausforderungen für die Suchtselbsthilfe mit sich bringt. Besonders der Bedarf an Fortbildungen und klaren Richtlinien wurde hervorgehoben. Außerdem bietet der öffentliche Diskurs über die Cannabis Teillegalisierung die Möglichkeit, die Suchtselbsthilfe auch für Menschen mit Cannabisproblemen stärker in die öffentliche Wahrnehmung zu bringen. Das kann sowohl beim finanziellen Erhalt der Selbsthilfegruppen als auch bei der Gewinnung neuer Gruppenmitglieder helfen.
Teilnahmekreis
Die Veranstaltung erreichte rund 70 Teilnehmende, v.a. aus Suchtselbsthilfe, Betrieblicher Suchthilfe, Medizinischer Versorgung, Suchtberatung, Justiz, Jobcentern und Arbeitsagenturen, Krankenkassen und verschiedenen Sozialdiensten.
Diese Vielfalt förderte einen lebhaften und praxisnahen Austausch.
Ausblick
Der Fachtag konnte zu wesentlichen Themen grundlegend informieren. Deutlich wurde aber auch der große weitergehende Informations- und Diskussionsbedarf der vertretenen unterschiedlichen Professionen, Dienste und Einrichtungen.
Die Landesstelle für Suchtfragen plant daher für 2025 weiterführende Fachveranstaltungen zu dieser Thematik.
Tagungsdokumentation
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