Aktionswoche Alkohol 2022 – Mediengespräch

Mediengespräch zum Thema:
„Sucht kann jede*n treffen –ganz normale Menschen sind ganz normal suchtkrank“

Alkohol – wie kein anderes Genuss- und Suchtmittel – findet breite Akzeptanz in unserer Gesellschaft. Dennoch ist das Krankheitsbild „Sucht“ immer noch hoch schambesetzt, daran hat auch 54 Jahre höchst richterlich anerkannter Behandlungsanspruch wenig geändert.

Das Stigma „Sucht“ trägt dazu bei, dass Betroffene sich schwer damit tun, sich und ihren Angehörigen ihre Abhängigkeit einzugestehen und Suchthilfe zu suchen. Neben den persönlichen Gründen wird – vielfach zu Recht – gesellschaftliche Diskriminierung befürchtet. Aber durch späte oder gar keine Inanspruchnahme von Hilfe bzw. Verhaltensänderung entsteht viel persönliches Leid – für die Betroffenen, die Angehörigen, die Kinder.
Die Bewertung von Alkoholproblemen als persönliches Versagen beim Umgang mit der „Volksdroge Alkohol“ spiegelt sich in breiten Kreisen der Bevölkerung.

Für Stigmatisierung gibt es keinen Anlass: Alkoholkonsum ohne Risiko ist eine Illusion.
Frühes Erkennen von Warnsignalen (z.B. Entlastungstrinken und alkoholische „Einschlafhilfe“) und die Suche nach Alternativen sind schwierig: wer will schon so ein bedauernswerter Alkoholiker sein? Der nicht schafft, was doch vermeintlich so einfach ist?
Das „fröhliche Bechern“ ohne lästige Zweifel bzw. der gepflegte Genuss in fast allen Lebenslagen füllt die Kassen der Alkoholindustrie: eine Allianz „ganz normaler Alkoholkonsument*innen“ mit den Absatzinteressen der Alkoholindustrie, bei der leider nur Letztere gewinnt. Aber Alkoholprobleme entstehen durch Alkohol trinken. Alkoholkonsum ohne Risiko ist eine Illusion. Alkoholrisiken werden unterschätzt. Es gibt keinen „Beipackzettel“: Risiken und Nebenwirkungen darf jeder selbst herausfinden.

Ganz normale Menschen sind ganz normal suchtkrank.

Die LS-LSA nimmt die Aktionswoche Alkohol 2022 in Kooperation mit ihrem landesweiten Facharbeitskreis Suchtselbsthilfe zum Anlass mit Selbstbetroffenen ins Gespräch zu kommen und deren Geschichten zu erzählen. Sie stehen mitten im Leben, beruflich und privat, und lassen uns erfahren:
• dass Sucht jede*n treffen kann,
• wie sehr sich aber die Auseinandersetzung mit dem eigenen Suchtverhalten lohnt
• und wo es im gesellschaftlichen Umgang mit Alkohol Verbesserungsbedarf gibt.

Wir laden Sie herzlich dazu ein, zuzuhören und ihre Fragen zu stellen.

Zum Gespräch stehen Ihnen zur Verfügung:

  • Der Marktleiter Christian W., 43 J., seit 20 Jahren im selben Unternehmen, seit drei Jahren glücklich mit seiner Partnerin, ein Kind
  • Die Beiköchin Madeleine E., 36 J., tätig in der Großküche eines Klinikums, keine Kinder
  • Die Assistenzärztin Anna-Marie J., 38 J., in einer Praxisgemeinschaft tätig, zwei Kinder

Begrüßung: Robert Richard, Abteilungsleiter der Abteilung 3, Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung des Landes Sachsen-Anhalt, in Vertretung für Ministerin Grimm-Benne als Schirmherrin der Aktionswoche in Sachsen-Anhalt

Moderation: Helga Meeßen-Hühne, Leiterin der LS-LSA

Die Geschichten unserer Gesprächspartner*innen und Informationen zur Aktionswoche Alkohol sind in der Presseeinladung zu finden.


Den Mitschnitt unseres Mediengespräches „Sucht kann jede*n treffen – ganz normale Menschen sind ganz normal suchtkrank“ finden Sie auf unserem YouTube-Kanal hier: https://www.youtube.com/watch?v=Akz-4LPcLc0.