Suchtberatung wirkt – und rechnet sich.

Fachforum der LS-LSA 2020
24.11.2020, 13:00 – 16:00 Uhr, digital


INHALT

Suchtberatung wird allgemein als wichtig eingeschätzt. Aber schwierig wird es immer, wenn es um die konkrete Ausstattung von Suchtberatungsstellen vor Ort geht. Auf der Ebene der Landkreise und Kreisfreien Städte gibt es keine rechtlich bindende Vorgabe für die konkrete Ausgestaltung und Finanzierung dieser Leistung. Die Folge: Kommunen, Träger, Suchtberatungsstellen sind bei der Aufstellung der Haushalte immer wieder in Erklärungsnot. Dabei bringt jeder in Suchtberatung investierte Euro eine gesellschaftliche Ersparnis von 28 Euro, wie eine aktuelle Studie zeigt.

Mit diesem Fachforum will die LS-LSA einen Beitrag zu einem verbesserten Verständnis des Leistungsspektrums und des gesellschaftlichen Nutzens von Suchtberatung leisten.

Wir freuen uns auf Teilnehmende aus den Kommunen und der Landesebene, der Verwaltung und der Politik, aus Diensten und Einrichtungen.


PROGRAMM

13:00 Begrüßung
Dr. Gabriele Theren
AL’in 3, Ministerium für Arbeits, Soziales und Integration Sachsen-Anhalt
Dr. Carlhans Uhle
Landesgeschäftsführer DRK LV Sachsen-Anhalt e.V., Vorsitzender der LS-LSA
13:30 Einführung
Helga Meeßen-Hühne
Leitung, Landesstelle für Suchtfragen im Land Sachsen-Anhalt
13:45Fachvortrag 1
Wie wirkt Suchtberatung? – Tätigkeit, Funktion und Potentiale der Suchtberatung
Prof. Rita Hansjürgens, Alice Salomon Hochschule Berlin
14:45Fachvortrag 2
Suchtberatung rechnet sich – SROI-Studie zu den volkswirtschaftlichen Einsparpotenzialen durch die Suchtberatung
Stefan Löwenhaupt, Geschäftsführer xit GmbH (Beratungs- und Forschungsdienstleister für Sozialwirtschaft, Bildungs-, Medien- und Gesundheitsbranche, Nürnberg)
15:45Zusammenfassung, Ausblick, Abschied

Kurzfristig vor der Veranstaltung schicken wir Ihnen einen Link für die Teilnahme zu. 



HINTERGRUND

Coronapandemie: Suchtberatungsstellen sind „menschlicher Rettungsschirm“
Gerade in der Pandemie sind Suchtberatungsstellen notwendiger denn je. Sie geben Halt gegen die Einsamkeit, gegen den Rückfall, zeigen Wege aus der Krise. Und sie sind gleichzeitig mit jedem neuen Haushalt wieder auf dem Prüfstand. Dabei spart jeder in Suchtberatung investierte Euro 28 Euro für die öffentlichen Kassen, wie eine aktuelle Studie zeigt.

Suchtberatungsstellen sind „menschlicher Rettungsschirm“, in der Pandemie ganz aktiv: sie lassen den Kontakt nicht abreißen. Sie beraten, begleiten, unterstützen und stabilisieren abhängigkeitskranke Menschen und ihre Angehörigen, wann immer sie gebraucht werden, in Krisen und in dauerhaft herausfordernden Lebenssituationen.

Suchtberatung ist damit systemrelevant und trägt nachweislich dazu bei, die Chronifizierung und die Folgekosten von Abhängigkeitserkrankungen zu verringern

Daten für Sachsen-Anhalt

Rund 1,8 Millionen Menschen in Deutschland sind alkoholkrank. Hochrechnungen zufolge muss in Sachsen-Anhalt von mindestens 48.000 alkoholkranken Menschen ausgegangen werden, bei weiteren 6.400 Menschen verursacht Cannabis Abhängigkeitsprobleme, und bei etwa 11.000 Menschen ist pathologisches Glücksspiel das Hauptproblem.

Die Folgekosten sind enorm: im Bereich der Eingliederungshilfen, bei der Kranken- und Rentenversicherung, bei der Grundsicherung für Arbeitssuchende, und indirekt bei den Familienhilfen. Möglichst frühzeitige und ausreichende Suchthilfen sind daher nicht nur aus Sicht der betroffenen Menschen sinnvoll. Sie sind auch für die kommunalen Träger von sozialen Transferleistungen aus Gründen des wirtschaftlichen und sparsamen Mitteleinsatzes geboten.

In Sachsen-Anhalt sind 33 Suchtberatungsstellen in Trägerschaft der Freien Wohlfahrt Anlaufstellen für Betroffene, deren Angehörige, aber auch für Arbeitskollegen*innen, Dienste und Einrichtungen. Die Personalbesetzung liegt im Landesdurchschnitt seit vielen Jahren bei rund 67 Vollzeitäquivalenten. Dies entspricht einer Versorgungsquote von einer Fachkraft auf 33 Tausend Einwohner. Damit liegt Sachsen-Anhalt im Bundesvergleich seit Jahren am unteren Ende.

Eine aktuelle Studie zeigt: ein in Suchtberatung investierter Euro bringt eine „Rendite“ von 28 Euro, eine Traumquote.

Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen – DHS hatte mit ihrem bundesweiten Aktionstag Suchtberatung vom 04.11.2020 diese Thematik aufgegriffen.